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Verwaltung einfach gestalten – Ideen und Innovationen auf dem Festival

Berlin, 12.06.2023/ Wer von uns hatte noch keine Berührung mit dem öffentlichen Sektor: Amt? Wohl die allerwenigsten. Wie oft haben wir uns gefragt: Geht das nicht einfacher, warum so kompliziert?

Am 15.06.2023 wird sich darüber ausgetauscht. Da startet das 6. Creative Bureaucracy Festival.

Contents

Was bedeutet überhaupt „Bürokratie“?

Bürokratie bezieht sich auf das System oder die Struktur der Verwaltung und Organisation in Regierungen, Unternehmen oder anderen Organisationen. Es umfasst die Regeln, Verfahren, Hierarchien und formalen Abläufe, die in einer Organisation oder in einem Amt, auf Landes- und Bundesebene festgelegt sind, um bestimmte Ziele zu erreichen oder bestimmte Aufgaben zu erfüllen.

Bürokratie zeichnet sich durch Merkmale wie die Aufteilung von Verantwortlichkeiten, die Hierarchie von Autorität, formale Regeln und Verfahren, Standardisierung von Prozessen, Dokumentation und Aufzeichnung von Informationen sowie die Bürokratisierung von Entscheidungsprozessen aus.

Obwohl Bürokratie oft als negativ wahrgenommen wird, da sie mit langwierigen Verfahren, ineffizientem Handeln und übermäßiger Bürokratie verbunden ist, hat sie auch ihre Vorteile. Sie kann die Stabilität und Konsistenz in Organisationen und dem Staat gewährleisten, die Einhaltung von Regeln und Vorschriften sicherstellen und dazu beitragen, Willkür und Missbrauch von Macht zu verhindern.

Es ist wichtig, dass Bürokratie so gestaltet wird, dass sie effizient, transparent und bürgernah ist, um die Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen und gleichzeitig die Ziele der Organisationen, des Staates und seiner Bürger*innen zu erreichen, für ein demokratisches und rechtsstaatliches miteinander, füreinander.

In der deutschen Bürokratie gibt es verschiedene Aspekte, die verbessert werden könnten. Hier sind einige mögliche Änderungen, die diskutiert wurden:

Vereinfachung von Verfahren: Viele Bürokratieprozesse sind komplex und zeitaufwendig. Eine Vereinfachung der Verfahren und eine Reduzierung der bürokratischen Hürden könnten den Verwaltungsaufwand sowohl für Bürger als auch für Unternehmen verringern.

Digitalisierung: Die deutsche Bürokratie ist oft noch stark papierbasiert. Eine umfassende Digitalisierung könnte den Zugang zu Behördendiensten erleichtern, Prozesse beschleunigen und die Effizienz steigern.

Bürokratieabbau: Eine Überprüfung und Reduzierung unnötiger Vorschriften und Regelungen könnte die Bürokratie verringern und die Flexibilität für Bürger und Unternehmen erhöhen.

Bürgerfreundlichkeit: Eine stärkere Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger könnte die Bürokratie transparenter, zugänglicher und benutzerfreundlicher machen. Klare Informationen, verständliche Formulare und ein freundlicher Umgangston könnten dazu beitragen.

Dezentralisierung: Eine stärkere Dezentralisierung der Verwaltung könnte die Bürokratie entlasten und den Bürgern vor Ort einen direkteren Zugang zu den entsprechenden Behörden ermöglichen.

Bessere Zusammenarbeit zwischen Behörden:

Eine verbesserte Koordination und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Behörden könnten zu einer effizienteren Bearbeitung von Anträgen und Anliegen führen und bürokratische Hürden reduzieren.

Diese Änderungen könnten dazu beitragen, die deutsche Bürokratie effizienter, transparenter und benutzerfreundlicher zu gestalten.

Doch wo werden Ideen ausgetauscht und wo lerne ich mehr über die Möglich-keiten?

Seit 2021 ist Johanna ein Mitglied des Creative Bureaucracy Teams. In ihrer Rolle als Festivaldirektorin trägt sie die Verantwortung, ein außergewöhnliches Festivalerlebnis für alle Gäste und Partner*innen zu ermöglichen. Ihr Hauptanliegen besteht darin, die besten Projekte im Bereich der Creative Bureaucracy zu erkennen und sie strahlen zu lassen.

Bild: Johanna Sieben, Direktorin des Creative Bureaucracy Festival, nach dem 5. Creative Bureaucracy Festival/ Foto: von CBF Berlin

Johanna ist leidenschaftlich daran interessiert, durch kleine Projekte große Auswirkungen zu erzielen. Sie beschäftigt sich intensiv mit der Umsetzung von (kreativen) Veränderungen, um das Leben vieler Menschen zu verbessern. In der Vergangenheit hat sie viel Zeit darauf verwendet, die Art und Weise, wie wir alle zusammenarbeiten, zu verändern.

Dabei reichte ihr Fokus von agilem Projektmanagement bis hin zu Scrum und organisatorischer Transformation. Die Schaffung von Möglichkeiten und Raum für nachhaltige Veränderungen und das Wachstum der Gemeinschaft werden immer im Mittelpunkt von Johannas Arbeit stehen.

Das Creativ Bureaucracy Festival

Das Creative Bureaucracy Festival ist das größte Festival weltweit, das die Innovatoren im öffentlichen Sektor über alle Sparten und Ebenen zusammenbringt. Es findet seit 2018 jedes Jahr in Berlin statt und hat inzwischen zu Partnerveranstaltungen rund um die Welt angeregt. In den Jahren 2020 und 2021 war die Veranstaltung rein digital und versammelte über eine Woche mehr als 15.000 Köpfe und Ideen. Zentral ist jeden Tag die Highlight-Hour von 13 bis 14 Uhr, in der – wie in einer Magazinsendung – Festivalpräsident Charles Landry und die Fernsehjournalistin Astrid Frohloff die Highlights des Tages vorstellen.

Jährlich versammeln sich über 1.000 Teilnehmer aus Verwaltung, Politik und Gesellschaft, um erfolgreiche Innovationen im öffentlichen Sektor zu besprechen und talentierte Verwaltungsmitarbeiter aus verschiedenen Ländern zu ehren. Am 15. Juni 2023 kehrt das Creative Bureaucracy Festival in seine sechste Ausgabe nach Berlin zurück und wird erneut internationale Creative Bureaucrats, kreative Innovatoren und Changemaker aus der ganzen Welt willkommen heißen. Begleiten Sie uns und entdecken Sie die Themen und Impulse hinter den Konzepten „Eine Bürokratie des: Einflusses, Vertrauens, Zukunft, Netzwerke, Umlernen, Handeln, Gerechtigkeit, Vorstellungskraft“.

Das Interview:

Johanna, Du hast eine vielschichtige Vita, wenn man das so sagen darf. Wie kannst Du das in Deinem Job als Direktorin des Creativ Bureaucracy Festival, der Falling Walls Foundation in Berlin umsetzen?

Johanna Sieben:

Ich kann auf verschiedenster Art und Weise unsere Mitarbeitenden,  Partner*innen und unser Publikum animieren, gemeinsam über den Tellerrand zu schauen. Wichtig ist zu schauen, was passiert eigentlich außerhalb meiner eigenen Welt? Und das habe ich auch viel gemacht. Ich war 5 Jahre selbstständig, hatte meine eigene Firma und daher rührt der Gedanke, die Sachen einfach mal anpacken und Ideen sich trauen umzusetzen.

Hierdurch sind wir ein festes, engagiertes Team und weniges Unternehmen. Auch mal zu sagen: „Die Welt ändert sich und wir sind bereit uns zu verändern. Und das ist es, was

ich aus meiner Vita mitbringe und als Direktorin des Creative Bureaucracy Team verbinde.

Unser Ziel ist es, dass jeder Bereich sagen kann und sich traut: „Veränderungen machen Spaß!“

Ihr seid ein Projekt der Falling Walls Foundation. Dazu fällt mir das Jahr 1989 ein. Wie begleitet euch die Geschichte auf dem Weg und welche Herausforderungen sind zu bewältigen?

Johanna Sieben:

Unsere Aufgabe und auch Auftrag ist es die Mauern abzubauen, denn ich möchte von einer Schaffung sprechen und nicht von einem Abriss, auch wenn dieser gut und wichtig ist. Es ist unglaublich wichtig, gerade in der Verwaltung, die Hürden abzubauen. Es geht aber auch um Organisationen im Allgemeinen. Es ist überaus wichtig, dass Organisationen und Behörden miteinander und in gegenseitiger Unterstützung Mauern, Hürden abbauen. Was wir herausarbeiten möchten, in unserer täglichen Arbeit ist, die einzelnen Abteilungen in einer Verwaltung enger, effizienter zusammenarbeiten. Hier gibt es schon Fortschritte und diese gilt es weiter zu fördern.

Um es mit den Worten unseres Festival- Präsidenten Charles Landry zu sagen:

Wir wollen von einer „No, because culture“ zu einer „Yes, if culture“

Und das kann man auf viele andere Dinge im täglichen Leben übertragen. Wenn wir mehr von dem „Nein“ weggehen und uns mehr auf das „ja, wenn“ konzentrieren, erarbeiten wir unter dem Machen lösungsorientierte Ansätze, die uns dann zu einem effektiveren Ergebnis bringen.

Wichtig hierbei sind die Gesetze. Nicht in allem können wir das Prinzip anwenden, einfach weil die Gesetze noch nicht angepasst sind. Dennoch können wir Veränderungen auslösen. „Yes, if culture“ Digitalisierung in der Verwaltung, wenn die Gesetze sich der Moderne anpassen.

Ihr befindet euch als Team gerade in den Entzügen einer Vorbereitung. Was genau ist geplant, was wird stattfinden?

Johanna Sieben:

Wir haben noch genau 11 Tage bis zum 6. Creativ Bureaucracy Festival (am 15.06.2023 ist es so weit). Wir sind im Endspurt. Das Team, mit dem ich arbeite, ist ein ganz grandioses Team, voll mit motivierten Personen und die so, die Verwaltung verbessern wollen. Und jetzt sind wir in den letzten Zügen der Vorbereitungen. In den letzten 2 Wochen werden die Speaker noch letzte Briefings bekommen und die finalen Vorbereitungen werden getroffen und gesichert.

Wir sind kurz vor einer ausverkauften Veranstaltung und das ist ein wundervolles Ergebnis in unserer Arbeit. Das Thema Verwaltung und Behörden begleitet uns alle, mindestens 1x im Jahr und wir alle können zu Veränderungen beitragen. Darum stößt das Thema Verwaltung immer mehr auf größere Resonanz.

Das bedeutet auch, Gesetz der Natur: Alles auf dieser Welt ist begrenzt, also auch die Kapazitäten der Teilnehmenden ist nicht unendlich, sondern begehrt.

Ämter und Behörden haben es nicht einfach, frische Ideen zu bekommen, neu Bewerberinnen zu motivieren, sich erfolgreich zu bewerben. Siehst Du es als Aufgabe, die Ideen: Wie können wir den Bereich attraktiver gestalten, um Fachkräfte einzustellen und zu gewinnen?

Denn Fachkräfte wurden ausgebildet, diese sind nur in einem anderen Bereich. Wie können wir die Arbeit, in der die Fachkräfte fehlen, wieder attraktiver gestalten?

Johanna Sieben:

Wir sind absolut keine klassische „Recruiting Messe“ und das wollen wir auch nicht sein. Aber wir haben in verschiedenen Talks und Workshops das Thema „Fachkräfte“, weil ich das auch für sehr zentral halte in diesem Jahr. Denn wir müssen uns vor Augen halten, dass bereits heute 3600.000 Fachkräfte fehlen und bis 2030 werden wir voraussichtlich auf 840.000 fehlende Fachkräfte zusteuern, gerade auch im öffentlichen Sektor. Es muss an verschiedenen Rädern gedreht werden, nicht nur an einzelnen.

Was für uns eine Selbstverständlichkeit bedeutet, ist die Diversität zu leben. 50 % Anteil an Frauen wird auf der Bühne sprechen und natürlich aus sehr vielen Kulturen, Nationen und Menschen mit unterschiedlichsten Voraussetzungen.

Und die Verwaltung ist im Hinblick auf Care-Arbeit und Sicherheit ein sehr guter Arbeitgeber. Wir reden hier von Elternzeit zu Teilzeit und diese Modelle müssen möglich gemacht werden und ausgebaut, abgesichert werden. Es gibt Orte, wo die Situation sehr viel prekärer ist als in der Verwaltung. Frauen in Führungspositionen ist uns auch ein großes Anliegen und dafür ist auch das Festival am 15.06.2023 ein sehr guter Ort für Debatten in diesem Beriech.

Welche Ideen könnten in Deutschland umgesetzt werden?

Johanna Sieben:

Da fällt mir Frankreich ein. Dort ist es gang und gebe, wenn man eine Verwaltungskarriere mach über einen Zeitraum von 30 Jahren. Hier gehen die Angestellten auch ein Jahr in die Wirtschaft. In Deutschland ist das nicht gedacht. Ich glaube hier kann sich die Verwaltung mehr öffnen als die Wirtschaft. In der Wirtschaft kann ich mir sehr gut vorstellen, dass hier eine Offenheit da wäre.

Welches sind die wichtigen Eckdaten?

WANN?

Am 15. Juni 2023 wird das Festival in Berlin abgehalten. Die Türen öffnen um 8:00 Uhr und die Programm-Sessions erstrecken sich von 9:00 bis 19:00 Uhr. Im Anschluss daran freuen wir uns darauf, einen wundervollen Tag mit einer großartigen Feier bis spät in den Abend gemeinsam mit Ihnen ausklingen zu lassen. Unten finden Sie unsere Tagesübersicht.

WO?

Das Festival wird im Radialsystem, einer Veranstaltungsstätte in Berlin, abgehalten. Das Radialsystem liegt am Ufer der Spree, genau gegenüber dem Ostbahnhof. Es ist nur fünf Gehminuten vom Bahnhof entfernt und kann bequem mit der S-Bahn, dem Bus oder Nah- und Schnellzügen erreicht werden.

WAS KÖNNEN DIE GÄSTE ERWARTEN?

Im Rahmen von 73 Sessions werden über 150 Redner*innen aus über 30 Ländern innovative Lösungen präsentieren, die die Verwaltung der Zukunft vorantreiben. Dabei werden Themen wie beschleunigte Digitalisierung, Strategien für umfassende Chancengleichheit und die Förderung von Fachkräften behandelt. Ab sofort können Sie alle unsere Redner, Sessions und Formate in unserem Programmkalender finden!

WIE KANN ICH TEILNEHMEN?

Wenn Sie live vor Ort in Berlin dabei sein möchten, sichern Sie sich Ihr Festivalticket. Mit dem Ticket erhalten Sie Zugang zu allen Bühnen und Bereichen der Veranstaltung und können das gesamte Programm erleben. Wenn Sie nicht nach Berlin reisen können, haben Sie die Möglichkeit, sich hier anzumelden und digital dabei zu sein! Wir werden unsere Mainstage per Livestream übertragen, auf der mehrere Keynotes, Vorträge und Projektpräsentationen zu verschiedenen Themen stattfinden.

Johanna Sieben, vielen herzlichen Dank für das wundervolle und erfrischende Interview. Ich bin mir sicher, dass die wenigen Tickets an die richtigen Menschen gehen und wir dann einen Rückblick machen können, nach dem 6. Creative Bureaucracy Festival am 15.06.2023 in Berlin.